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Autorin: Melanie Behrens
Lesezeit: ca. 7 min.

Orchideen – eine vielfältige Pflanzenfamilie


Mit über 20.000 Arten und vielen Kreuzungen bildet die Familie der Orchideen oder Orchideengewächse eine der größten und vielfältigsten auf der Erde.

Überall sind sie zu Hause: in Bergregionen Asiens, den Wüsten Afrikas, in Moorgebieten im Emsland, in den Steppen Amerikas. Orchideen finden sich überall zurecht, sie sind wahre Überlebenskünstler und passen sich den Gegebenheiten an. Hätten Sie geahnt, dass jede zehnte blühende Pflanze auf der Erde eine Orchidee ist?

Nur wenige andere Zimmerpflanzen erfreuen sich so großer Beliebtheit wie die Arten der Orchidee. Allerdings stellen diese Exoten vergleichsweise hohe Ansprüche an ihre Halter. Wir haben die wichtigsten Regeln für Sie zusammengefasst:

Substrat und Topf – wie ahmt man Tropenbäume nach?

Orchideen wachsen als Epiphyten, also Aufsitzerpflanzen auf hohen tropischen Bäumen. Um ihnen in unseren heimischen vier Wänden ein ähnliches Leben zu ermöglichen, müssen wir etwas in die Trickkiste greifen.

Wenn sie Orchideen im Handel kaufen, kommen diese fix und fertig mit einem speziellen Orchideentopf und sehr groben Holzstücken zu ihnen nach Hause. Beides dient der Entlüftung, denn nichts schadet der Orchidee mehr als enge und luftdichte Füße. Darum sollten Sie diese auch keinesfalls entfernen oder sogar durch normale Blumenerde ersetzen – dies schadet der Pflanze und führt über lang oder kurz zu ihrem Absterben.

Auch beim Umtopfen sollten sie immer und ausschließlich Orchideensubstrat verwenden. Entsorgen sie das alte Substrat vollständig und schneiden sie eingetrocknete Wurzeln ab. Als Übertöpfe eignen sich Tontöpfe mit porösen Oberflächen, da hier die Feuchtigkeit gut entweichen kann, oder durchsichtige Töpfe, um die Wurzeln im Blick behalten zu können. Spezielle Orchideentöpfe zeichnen sich durch eine unten im Topf integrierte Stufe, in der überflüssiges Gießwasser gesammelt wird und so der Pflanze nicht schaden kann.


Sprühen oder gießen – und wenn ja: wie viel?

Die meisten Orchideen lieben hohe Luftfeuchtigkeit, vertragen aber keinerlei Staunässe an den Wurzeln. Dies führt schnell zu Wurzelfäule und dem Absterben der gesamten Pflanze. Darum sollte peinlich genau darauf geachtet werden, das überflüssiges Wasser zeitig abgegossen wird.

Wenn Sie ihre Orchidee gießen, dann möglichst mir einer Gießkanne mit langem und engem Hals, damit Sie das Wasser nur in geringer Menge langsam auf die Pflanze gießen. Bei Benutzung einer Sprühflasche sollte ebenfalls sparsam vorgegangen werden. Insbesondere sollte das Wasser auf die Wurzeln gelangen, nicht auf die eigentliche Pflanze. Dort sammelt es sich mit Pech in den Blattachseln oder den Herzblättern und beginnt dort zu faulen.

Übrigens bevorzugen die edlen Orchideen morgendliche Wassergaben mit möglichst laumwarmen und in jedem Fall kalkarmen Wasser. Gerade der Kalk in unserem Leitungswasser macht sehr häufig den Unterschied zwischen Blüherfolg und Misserfolg aus. Regenwasser oder Aquarienwasser wären optimal, andernfalls sollte tatsächlich im Bedarfsfall das Gießwasser entkalkt werden. Besonders bewährt hat sich bei Orchideen auch das Tauchen anstelle des üblichen Gießens.

Wie düngt man eine Orchidee richtig?

Zur Orchideenpflege gehört neben dem richtigen Gießen auch immer das Düngen. Wildwachsend kommen diese Pflanzen mit sehr wenigen Nährstoffen aus – das ist in der Zimmerkultur nicht anders. Aus diesem Grund sollte passender Orchideendünger genutzt werden, der sehr niedrig dosiert ist. In jedem Fall gilt: Weniger ist hier mehr!

Zu guter Letzt: die regelmäßige Schönheitspflege

Verblühte Blüten und eingetrocknete Blütenstiele sollten natürlich regelmäßig entfernt werden. Bitte belassen Sie sie aber in jedem Fall so lange an der Pflanze, bis diese vollständig eingetrocknet sind. Dabei unbedingt darauf achten, neue Knospenansätze nicht zu verletzen oder abzuschneiden. Die zumeist mitgelieferten Holzstäbchen zum Stützen der Blüten können ganz einfach immer wieder genutzt werden. Beim Umstecken sollte aber sehr genau darauf geachtet werden, die Wurzeln nicht zu verletzen.

Was sind ‚Bulben‘ eigentlich?


Als Aufsitzerpflanzen verwenden Orchideen ihre Wurzeln, um sich auf Ästen oder Felsen festzuhalten. Mit ihren Luftwurzeln entnehmen sie dabei dem Regen lebenswichtige Feuchtigkeit und Nährstoffe.

Damit epiphytische Orchideen nicht „von der Hand in den Mund“ leben müssen, bringen sie Bulben für die Vorratshaltung hervor. Dabei handelt es sich um verdickte Triebteile, die als Speicherorgane für Wasser und Nährstoffe dienen. Aus diesen heraus treiben die Blätter und Blütenstängel aus.

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Weingärtners Top 10 Orchideenarten

Orchideen gibt es in unzähliger Vielfalt, jeder erdenkliche Form und Farbe. Und bei der Auswahl ein wenig den Überblick zu behalten und die Pflegewünsche dieser edlen Schönheiten kennenzulernen, haben wir unserer TOP 10 der bekanntesten Arten herausgesucht und möchten sie Ihnen hier vorstellen.

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Phalaenopsis – die Nachtfalterorchidee

Denkt man an Orchideen, hat fast jeder die Phalaenopsis vor Augen. Allein von ihrer Gattung gibt es ca. 100 Arten. Sie ist die meistverkaufte Zimmerpflanze weltweit. Der botanische Name dieser Orchidee leitet sich von den griechischen Worten ‚phálaina‘ ab und bedeutet ‚Nachtfalter‘. Als Aufsitzerpflanze gedeiht sie in freier Natur in den tropischen Wäldern Indiens, Indonesiens und Australiens. Man findet sie aber auch in Neuguinea, Taiwan und auf den Philippinen. Dort sind sie ganzjährig an ein gleichmäßig warmes Klima gewöhnt, mit nur wenige Grad kühleren Nächten und kaum jahreszeitlichen Schwankungen.

Die bei uns im Handel angebotenen Pflanzen sind ausnahmslos Hybriden, also Kreuzungen verschiedenster Arten und Formen der Schmetterlingsorchideen. Durch die jahrelange Züchtung sind sie mittlerweile perfekt an unsere Wohnraumbedingungen angepasst. Sie gelten als die pflegeleichtesten Zimmer-Orchideen und lassen sich problemlos auf der Fensterbank halten. Sie stehen gerne hell, aber ohne direkte Sonneneinstrahlung. Trockene Heizungsluft sollte vermieden werden.

Staunässe dagegen ist der Tod jeder Phalaenopsis. Wenn sie gießen, verwenden sie daher eine Gießkanne mit langem Hals und dünnem Wasserstrahl. Benetzen sie das Substrat langsam, damit es sich richtig vollsaugen kann. Im Idealfall tauchen Sie die Wurzeln samt Substrat und lassen sie gut abtropfen. Das Wasser sollte immer zimmerwarm sein. Überschüssiges Wasser sollte spätestens nach einer halben Stunde entleert werden.

Gedüngt werden möchte die Palaenopsis mit speziellem Orchideendünger, da dieser besonders niedrig dosiert ist. Umtopfen bitte alle 2-3 Jahre, damit die Orchidee immer über ein lockeres Substrat verfügt.

Cambria – von Menschenhand gemacht

Eine Orchidee mit besonderem Hintergrund, denn die Cambria gibt es in der Natur nicht! Sie ist ein Ergebnis gärtnerischen Züchtens und wird als Mehrgattungshybrid gehandelt, der erst vor ca 100 Jahren entstand. Sie sind damit die jüngste Orchidee.

In ihrer Mischung vereint sie das Gute aus verschiedenen anderen Orchideenarten: hohe anpassungsfähig und vergleichsweise geringe Ansprüche an Standort & Pflege.

In ihren Blüten kann man ihre Herkunft entdecken: Sie zeigt sich in jeder Farbe, wobei die roten und blauen Töne überwiegen. Viele Cambrien verströmen einen intensiven Duft.

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Cattleya – eine der Ersten in Europa

Neben schön geformten Blütenrändern zeichnen sich die Cattleya durch große Blüten mit auffälliger Lippe aus. Ursprünglich ist die Cattleya in Südamerika beheimatet. Die optimalen Bedingungen bieten eine Raumtemperatur von konstant 19 Grad und eine Luftfeuchtigkeit von mindestens 50 %. Der Standort sollte darüber hinaus stets sehr hell gewählt werden. Nach kurzer Eingewöhnungsphase vertragen sie auch volles Sonnenlicht und können von September bis Mai sogar an Südfenstern gedeihen.

Da diese Art sehr schnell austrocknet, sind zwei Wassergaben/Woche unerlässlich. Gießen sie ausreichend, sodass das Wasser unten aus dem Topf regelrecht wieder herausfließt. Das Substrat sollte aber dennoch vollständig austrocknen können. Außerhalb der Blütezeit toleriert die Cattleya auch 2-3 Wochen ohne Wasser.

Cattleya-Orchideen waren die ersten Orchideen, die im 19. Jahrhundert die Herzen der europäischen Pflanzenliebhaber begeisterten und in Adelskreisen gerne als Ansteckblumen getragen wurden.

Cymbidium – robust und pflegeleicht

Cymbidium stammen aus den Himalaya-Gebirgsregionen und sind entsprechend abgehärtet. Sie stehen gerne kühl und hell, sind jedoch jeder Zimmertemperatur gegenüber tolerant. Während des Sommers können sie auch als Kübelpflanze genutzt werden. Gegossen und gedüngt wird durchgehend, jedoch ohne Staunässe zu verursachen.

Die immergrünen Orchideen werden bis zu 60 cm hoch. Darüber stehen die bunten, oft duftenden Blüten in vielen Farben & Formen zu Dutzenden an den Stängeln. Ein Blütenschaft kann über Monate glänzen.

Die ursprüngliche Blütenphase im Winter ist bei den modernen Cymbidien nicht mehr vorhanden, eine Temperaturabsenkung zum Neuaustrieb der Blüten ist jedoch sinnvoll.

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Dendrobium – die Edle

Es gibt über 1.500 verschiedene Arten von Dendrobium Orchideen. Ursprünglich sind sie in Asien beheimatet, wo sie als sogenannte Aufsitzerpflanzen auf anderen Pflanzen wachsen. Die Dendrobium Orchideen bilden eine sehr umfangreiche Orchideengattung mit zumeist rötlichen oder gelben Blüten.

Diese Orchidee gedeiht auch an kühleren Plätzen mit mindestens 15 Grad sehr gut. Sie benötigt nach der Blütezeit ausgeprägte Ruhezeiten, in der auch das Gießen komplett einzustellen ist. Da diese Orchidee meist tropischen Regenwäldern entstammt, benötigt sie eine Luftfeuchtigkeit von 50 % und höher, was durch das Einnebeln der Pflanzen mit weichem Wasser nachempfunden wird. Düngegaben während der Wachstumsphasen sollten im 2-4-wöchigen Rhythmus erfolgen.

Ludisia – die etwas andere Orchidee

Ludisia discolor ist umgangssprachlich als Juwelorchidee oder Blutstendel bekannt. Ihr natürliches Verbreitungsgebiet erstreckt sich von China über Sumatra bis auf die Philippinen.

Diese Orchidee wird nicht aufgrund ihrer Blüten, die klein und weiß sind, sondern wegen ihrer attraktiv gemusterten Blätter geschätzt. Zu erhalten sind Sorten mit grünem oder bräunlichem Laub.

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Miltoniopsis – die Auffällige

Diese in Südamerika beheimatete Orchideengruppe bezaubert durch die ausgefallene Blütenzeichnung. Der deutsche Name „Stiefmütterchen-Orchidee“ beschreibt die Blüte ganz genau. Bei uns stehen sie gut in temperierten Räumen bei 18-24 Grad, im Winter auch gerne kühler. Sie mögen es hell, jedoch ohne direkte Sonneneinstrahlung – eine blühende Schönheit auch für kühlere Zimmer.

Im Gegensatz zu anderen Orchideengruppen sollten die Wurzeln der Miltoniopsis nie austrocknen. Sie sind salzempfindlich und mögen keine Anreicherung von Mineralien. Deshalb sollten sie nur sparsam gedüngt, aber regelmäßig gegossen werden. Staunässe und absolutes Austrocknen unbedingt vermeiden.

Bei dieser Orchidee ist ein ausgeprägter Jahreszyklus zu beobachten. Sie blühen regelmäßig im Frühjahr und Herbst und benötigen in der Zwischenzeit Wachstums- und Ausreifungsphasen. Hier sollten sie trockener und kühler stehen.

Oncidium - die bizarren Blüten der Oncidium begeistern viele Liebhaber

Der Name (griech."onkos" für Schwiele / Wulst) zielt auf die Erhebung in der Form eines Wulstes am Lippengrund der Blüten ab. Die Oncidium verfügen über verzweigte Blütenschäfte mit vielen Blüten, die unterhalb der Pseudobulbe herauswachsen. Als Blütenfarben treten bevorzugt Gelb und Braun in Erscheinung.

Wie üblich empfiehlt sich ein heller Standort ohne direkte Sonne. Gegossen werden sollte mit kalkarmem Wasser oder Regenwasser. Idealerweise erhält Oncidium ein wöchentliches Warmwasserbad, die Pseudobulben, die Luftwurzeln und die Blätter sollte ebenfalls regelmäßig eingenebelt werden. Düngergaben im dreiwöchigen Abstand während der Wachstumszeit reichen aus. Ruhephasen finden immer nach der Blüte statt. Dann kommen die Gewächse mit weniger Wasser aus.

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Vanda - die Anspruchsvolle

Diese Orchideen beeindrucken vor allem durch riesige, duftende und vielfarbige Blüten – selbst blau blühende Vanda-Orchideen sind mittlerweile erhältlich.

Ihre Gattung umfasst rund 50 Arten, die größtenteils reine Epiphyten sind. Ihr natürliches Verbreitungsgebiet erstreckt sich über Indien, China, Indonesien und Neuguinea bis hin zu den Philippinen.

Allerdings benötigen Vanda-Orchideen eine recht hohe Luftfeuchtigkeit. Als Standort eignet sich ein heller, aber absonniger Platz. Die oberirdischen Pflanzenteile werden übersprüht, die Wurzeln zwei Mal in der Woche getaucht. Auch gehören die Luftwurzeln der Vanda nicht in Erde, sondern völlig substratlos in einem Glas, einer Ampel oder einem Hängetopf. Im Sommer sollte gedüngt werden.

Vanilla planifolia - Gewürzvanille

Die Vanilla planifolia ist eine echte Orchidee, aus deren Samenkapseln das uns so bekannte Mark gewonnen wird, dass wir als Vanille kennen und schätzen. Allerdings ist sie bei uns eher selten anzutreffen, da ihre Haltung recht anspruchsvoll ist.

Als Tropengewächs liebt sie hohe Temperaturen, aber das eigentliche Geheimnis ist die Luftfeuchtigkeit. Um eine Vanille-Orchidee zu prächtigem Gedeihen zu bringen, benötigt man eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit - in ihrer Heimat liegt diese bei etwa 90 %! Und das geht eigentlich nur in einem Gewächshaus, wenn Sie in Ihren Wohnräumen eine solche Luftfeuchtigkeit herstellen würden, würde die Vanille-Orchidee sich wohlfühlen, aber Sie müssten wohl ausziehen.

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